Viel
mehr als nur ein Zimmer - "Wie Mädchen wohnen" lautet der Titel eines
Berichtes, in der Zeitschrift Brigitte. Ich habe eben mit dem Vater
meiner Tochter die Habseligkeiten meiner "Jüngsten" in den dritten Stock hoch
getragen. Ich habe ihn nicht mal richtig begrüßt, nur ein
„the same procedure“ zu ihm rüber geseufzt, obwohl sein Anteil an den Umzügen unserer Tochter deutlich höher ist, sein Auto ist
einfach größer, gsd.
Das
Erste Zimmer das Tiramisu in Maastricht hatte, war eigentlich gar
keins, sie hat zur Untermiete gewohnt, ein halbes Jahr mitten im
Zentrum gelegen und die WG hatte eine dort wild lebende Hausratte.
Das
hatte vielleicht damit zu tun, dass es keine Mülltonnen gibt und der
Müll in speziellen Säcken bis zur Abholung im Haus aufbewahrt
wird.
Trotzdem
hat sie dort gerne gewohnt und manchen Abend mit den Mitbewohnern
verbracht, obwohl sie nicht mal so etwas wie einen Gemeinschaftsraum hatten, nur eine kleine Stehküche.
Später
hatte das Kind ein Zimmer mit Küche und brauchte eigene Möbel.
Sie war dort nicht glücklich, weil dort jeder sein eigenes Süppchen
gekocht hat und als sie auch noch Hausmäuse hatte, ist sie
verzweifelt in einer Nacht und Nebelaktion wieder nach Hause gezogen
und zwei bis drei Monate zwischen Köln, Bonn und Maastricht gependelt, bis
sie ein Zimmer in einer WG gefunden hat.
Diesmal
brauchte sie nicht viel, weil das Zimmer möbliert war. Das dritte
Mal wurden Sachen gepackt und dort hin verbracht. Dort gab es keine
Haustiere und sie hatten eine wirkliche Gemeinschaft, die
regelmäßig zusammen gekocht und dabei die Vorlieben und
krankheitsbedingten Ernährungsgewohnheiten berücksichtigt hat.
Jetzt
hieß es also wieder einmal Abschied nehmen. Die meisten der vier
Mitbewohner brechen auf ins Auslandssemester.
Tiramisu
geht für ein halbes Jahr nach Hongkong und ein stark reduziertes
Mädchenzimmer, gerade soviel wie in einen Rucksack passt, geht mit
auf Reisen. Das große Bild mit der sechsköpfigen Mädchenclique wird wohl hierbleiben, wie der Hausrat aus ihrem Mäusezimmer. Nun
sitze ich auf zwei Zimmern mit gepackter Sehnsucht, auch der große
Bruder tingelt durch die Welt.
Sie
wird mit ihrem Rucksack reisen und wenn sie Glück hat in
Hongkong auf dem Campus leben und sich einen Raum, der sich den Namen
Zimmer erst noch verdienen muss, mit einem weiteren Mädchen teilen.
Sie
ist es gewohnt mit wenig auszukommen und wenn sie zurückkommt wird
sie wahrscheinlich wieder über Konsumbescheidenheit dozieren, bis
sie irgendwann wieder Mädchenattitüden entwickelt weil sie nichts
mehr zum Anziehen hat. Dann wird sie für das letzte halbe Jahr
wieder nach Maastricht ziehen.
Was
sie danach macht, liegt noch in den Sternen. Sie ist weit davon
entfernt sesshaft zu werden. Ihr Leben muss vorläufig in einen Rucksack passen. Am liebsten würde sie beim WDR oder in Israel, in der Friedensbewegung von Amos Oz ein Praktikum machen.
In ihrer Welt ist kaum Platz für Spiegel und Lampenschirme, sie will die Welt erforschen und einen Beitrag zu einer besseren Welt leisten.
Der
Begriff Heimat bekommt Füße und es wird bald Zeit dass ich mich
verkleinere, ich werde einen großen Keller brauchen, für
Habseligkeiten aus Mädchen- und Jungenzimmern. Ich möchte nicht
mehr der Fels sein, ich möchte zum „Handgepäck" mutieren . Jetzt
kommt „Mutti“ ;-)